Anfang 1874 bis Frühjahr 1874 32 [1-83]
32 [2]
Cicero.
Schmuck.
Ehrlichkeit.
Decorative Cultur.
An den Griechen auch jetzt zu lernen.
Der moralische Mangel Cicero’s erklärt seinen aesthetischen Mangel (an Ehrlichkeit)?
Alle neueren Zeiten leiden an diesem Mangel: unser Stil verhüllt.
Es ist nach der Art Cicero’s fortzuringen mit den Griechen. Leopardi.
Die Stärke und Ehrlichkeit seines Characters zeigt sich als Künstler. Aber die Reinheit seines Geschmacks ist nicht so gross, dass er vermöchte Demosthenes nachzuahmen: ob er schon höchlichst mit ihm wetteifert. (W[agner] und Beethoven.) Er ist als Künstler ehrlich und giebt ganz, was ihm gefällt. Aber ihm gefällt nicht das Beste am meisten, sondern das Asiatische. Das war ächt römisch.
Civilisatorische Möglichkeit schwebt vor.
Für die römische Cultur wesentlich die Separation der “Form”; der “Inhalt” wird durch sie versteckt oder übertüncht. Das Nachmachen einer fremden fertigen Cultur ist deutlich zu beobachten. Aber das haben, die Griechen auch gethan. Ein neues Gebilde ist das Resultat. Die römische Beredsamkeit war da grösster Kraft und vermochte deshalb sich das Fremde zu assimiliren. Das Prächtige, Brutale und Verführerische der asiatischen Rhetorik zuerst, dann der rhodischen, dann der attischen Kunst: also rückwärts, in’s immer Einfachere.