Anfang 1874 bis Frühjahr 1874 32 [1-83]
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Zur Zeit.
Die Natur ist nicht gut—Gegendogma gegen die falsche schwächliche Meinung und Verweltlichung.
Der Sinn des Lebens liegt nicht in der Erhaltung der Institutionen, oder in deren Fortschritt, sondern in den Individuen. Diese sollen gebrochen werden.
Wenn einer die Aufgabe der Gerechtigkeit übernimmt, so lehrt ihn das Dasein seine Bedeutung.
Nicht möglichst bequem und erträglich ist das Leben einzurichten, sondern streng. Auf jede Weise ist an dem metaphysischen Sinne festzuhalten.
Die grosse Haltlosigkeit der Dinge erleichtert uns die Belehrung. Es ist nichts zu schonen, die Wahrheit ist zu sagen, mag dabei herauskommen, was da wolle.
Unsre Aufgabe, aus all den Verdunkelungen und Halbheiten wieder herauszukommen und über das Dasein uns nicht zu betrügen. Denn die ganze Menschheit ist jetzt einer Verflachung verfallen (natürlich die religiösen Parteien inbegriffen. Auch die Ultramontanen, denn sie vertheidigen mit Unredlichkeit einen mythischen Ausdruck als sensu proprio wahr und wollen ihre äussere Macht festhalten).
Das Goethische Hellenenthum ist erstens historisch falsch, und sodann zu weich und unmännlich.
Die Gefahr der Erschlaffung ist nicht da: die Gerechtigkeit ist eine der schwersten Verpflichtungen, und das Mitleid ein grosser Stimulator.
Wenn unsere Aufgabe wäre, über das Leben möglichst hinwegzugleiten, da gäbe es Recepte, das Goethische zumal.
Es ist schön die Dinge zu betrachten, aber schrecklich sie zu sein.
Das freiwillige Leiden der Wahrhaftigkeit, die persönlichen Verletzungen auf uns nehmen.
Das Leiden ist der Sinn des Daseins.
Die vielen Flausen, in die wir eingehüllt sind, insofern die Dunkelheit über unser eigenes Wesen, täuschen uns auch über den Sinn des Lebens: derselbe Muth, der dazu gehört sich selbst zu kennen, lehrt auch das Dasein ohne Flausen anzusehn: und umgekehrt.