Herbst 1881 15 [1-72]
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Ist es denn “die Wahrheit,” welche allmählich durch die Wissenschaft festgestellt wird? Ist es nicht vielmehr der Mensch, welcher sich feststellt—welcher eine Fülle von optischen Irrthümern und Beschränktheiten aus sich gebiert oder aus einander ableitet, bis die ganze Tafel beschrieben ist und der Mensch in seinen Beziehungen zu allen übrigen Kräften feststeht—die Wissenschaft führt den ungeheuren Prozeß nur weiter, der mit dem ersten organischen Wesen begann, sie ist eine schaffende bildende constitutive Gewalt und kein Gegensatz zur schaffenden bildenden constitutiven Gewalt, wie die Schlechtunterrichteten glauben. Wir fördern die Wissenschaft—meine Freunde! das heißt auf die Dauer unbedingt nichts anderes als: wir fördern den Menschen und machen ihn fester und unwandelbarer, so sehr auch zeitweilig der Augenschein gegen uns ist, und so gewiß wir Vielem, worin beschränktere Zeiten alle menschliche Festigkeit und Dauer begründet sahen, den Grund unter den Füßen wegziehen z. B. der üblichen Moral.