Herbst 1883 16 [1-90]
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Der Mildeste muß der Härteste werden: und daran zu Grunde gehn. Dies das psychologische Problem.
Herrisch kam das Erlebniß: aber mein Wille sprach zu ihm—da lag es schon bittend auf den Knien.
Trägt nicht der Tänzer sein Ohr in den Zehen?
Noch lebt uns Zarathustra’s Tugend! Ein Stern gieng unter im oeden Raume: aber sein Licht ist noch unterwegs und wandelt—und wann wird es nicht mehr unterwegs sein?
Willst du den Schreitenden zum Anstoß werden? So humple vor dem her, der Eile hat.
Auch was wir unterließen, webt am Gewebe aller Zukunft: auch das Nichts selber ist Weber und Webemeister.
Mancher wird seiner selber müde: und nun erst beginnt sein Glück, das ihm aufgespart war.
Niesen sollt ihr mir noch ob meines Getränkes, und meine schäumenden Weine sollen eure Nase kitzeln und wollüstig machen.
“Es giebt sich”: sagt eure Bequemlichkeit? Nein, es nimmt sich und wird immer mehr sich nehmen.
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Die tiefe Unfruchtbarkeit des 19. Jahrhunderts. Ich bin keinem Menschen begegnet, der wirklich ein neues Ideal gebracht hätte. Am längsten hat mich der Charakter der deutschen Musik zu hoffen verleitet. Ein stärkerer Typus, in dem unsere Kräfte synthetisch gebunden sind—mein Glaube. Anscheinend ist Alles décadence. Man muß dies Zu-Grunde-gehen so leiten, daß es den Stärksten eine neue Existenzform ermöglicht.