Frühjahr 1884 25 [301-400]
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Zur Psychologie.
1. Jedes “ethische” Gefühl, das uns zum Bewußtsein kommt, wird vereinfacht, je mehr es bewußt wird d. h. es nähert sich dem Begriff an. An sich ist es vielfach, ein Zusammenklingen vieler Töne.
2. Die “innere” Welt ist unfaßbarer als die äußere: das Miterklingen vieler Obertöne läßt sich durch die Musik deutlich machen, die ein Abbild giebt.
3. Damit in einer mechanischen Weltordnung etwas gewußt werden kann, muß ein Perspectiv-Apparat da sein, der 1) ein gewisses Stillestehen 2) ein Vereinfachen 3) ein Auswählen und Weglassen möglich macht. Das Organische ist eine Vorrichtung, an welcher sich Bewußtsein entwickeln kann, weil es selber zu seiner Erhaltung dieselben Vorbedingungen nöthig hat.
4. Die innere Welt muß in Schein verwandelt werden, um bewußt zu werden: viele Erregungen als Einheit empfunden usw. Vermöge welcher Kraft hören wir einen Akkord als Einheit und noch dazu die Art des Instrumentklanges, seine Stärke, sein Verhältniß zum Eben-Gehörten usw.?? Die ähnliche Kraft bringt jedes Bild des Auges zusammen.
5. Unsere fortwährende Einübung von Formen, erfindend, vermehrend, wiederholend: Formen des Sehens, Hörens und Tastens.
6. Alle diese Formen, welche wir sehen, hören, fühlen usw. sind nicht vorhanden in der Außenwelt, welche wir mathematisch-mechanisch feststellen.
7. Meine Vermuthung, daß alle Eigenschaften des Organischen selber uns deshalb aus mechanischen Gründen unableitbar sind, weil wir selber erst antimechanische Vorgänge hineingesehen haben: wir haben das Unableitbare erst hineingelegt.
8. Vorsicht, das sehr Complicirte nicht als etwas Neues zu behandeln.