Frühjahr 1884 25 [301-400]
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Die Entartung der Herrscher und der herrschenden Stände hat den größten Unfug in der Geschichte gestiftet! Ohne die römischen Cäsaren und die römische Gesellschaft wäre der Wahnsinn des Christenthums nicht zur Herrschaft gekommen.
Wenn die geringeren Menschen der Zweifel anfällt, ob es höhere Menschen giebt, da ist die Gefahr groß! Und man endet zu entdecken, daß es auch bei den geringen, unterworfenen, geistesarmen Menschen Tugenden giebt und daß vor Gott die Menschen gleich stehn: was das non plus ultra des Blödsinns bisher auf Erden gewesen ist! Nämlich die höheren Menschen maßen sich selber schließlich nach dem Tugend-Maaßstab der Sklaven—fanden sich “stolz” usw.—fanden alle ihre höheren Eigenschaften als verwerflich!
— als Nero und Caracalla oben saß, entstand die Paradoxie: der niedrigste Mensch ist mehr werth als der da oben! Und ein Bild Gottes brach sich Bahn, welches möglichst entfernt war vom Bilde der Mächtigsten—der Gott am Kreuze!
— die Römer haben bisher das größte Unglück Europas verschuldet, das Volk der Unmäßigkeit— — sie haben Extreme zur Herrschaft gebracht und extreme Paradoxien, wie den “Gott am Kreuze”
—man muß erst die Unterscheidung lernen: für die Griechen, wider die Römer—das heiße ich antike Bildung