Frühjahr 1884 25 [301-400]
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Inwiefern der Mensch ein Schauspieler ist.
Nehmen wir an, der einzelne Mensch bekomme eine Rolle zu spielen: er findet sich nach und nach hinein. Er hat endlich die Urtheile, Geschmäcker, Neigungen, die zu seiner Rolle passen, selbst das dafür zugestandene übliche Maaß von Intellekt:—
— einmal als Kind, Jüngling, usw. dann die Rolle, die zum Geschlecht gehört, dann die der socialen Stellung, dann die des Amtes, dann die seiner Werke —
Aber, giebt ihm das Leben Gelegenheit zum Wechsel, so spielt er auch eine andere Rolle. Und oft sind in Einem Menschen nach den Tagen die Rollen verschieden z. B. der Sonntags-Engländer und der Alltags-Engländer. An Einem Tage sind wir als Wachende und Schlafende sehr verschieden. Und im Traume erholen wir uns vielleicht von der Ermüdung, die uns die Tags-Rolle macht,—und stecken uns selber in andere Rollen.
Die Rolle durchführen d. h. Wille haben, Concentration und Aufmerksamkeit: vielmehr noch negativ—abwehren, was nicht dazu gehört, den andringenden Strom andersartiger Gefühle und Reize, und—unsere Handlungen im Sinne der Rolle thun und besonders interpretiren.
Die Rolle ist ein Resultat der äußeren Welt auf uns, zu der wir unsere “Person” stimmen, wie zu einem Spiel der Saiten. Eine Simplifikation, Ein Sinn, Ein Zweck. Wir haben die Affekte und Begehrungen unserer Rolle—das heißt wir unterstreichen die, welche dazu passen und lassen sie sehen.
immer natürlich à peu près.
Der Mensch ein Schauspieler.