Juni-Juli 1885 36 [1-60]
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Niemals ist lebendigen Geschöpfen mehr zugemutet worden, als bei der Entstehung des Festlandes: da mußten sie, gewöhnt und eingerichtet für das Leben im Meere, ihren Leib und ihre Sitten umdrehen und umstülpen und in Allem etwas Anderes thun als sie bis dahin geübt waren—es hat bisher auf Erden keine merkwürdigere Veränderung gegeben.— Wie nun damals, durch Einstürze, durch ein langsames Zusammenbrechen der Erde das Meer sich in die Brüche Höhlen und Gruben senkte und Tiefe bekam: so möchte das, was jetzt unter Menschen geschieht, im Gleichniß zu reden, vielleicht das gerade Gegenstück dazu abgeben: nämlich ein Ganz- und Rundwerden des Menschen, ein Verschwinden der Brüche Höhlen und Gruben und folglich auch—ein Verschwinden des festen Landes. Für einen Menschen, den meine Denkweise rund und ganz gemacht hat, “ist Alles im Meere,” ist das Meer überall: aber das Meer selber hat an Tiefe verloren.— Doch ich war auf dem Wege zu einem ganz anderen Gleichnisse und habe mich nur verlaufen! Ich wollte sagen: ich bin gleich Jedermann als Landthier geboren—und nun muß ich trotzdem Meer-Thier sein!