Juli-August 1882 1 [1-112]
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Stellen wir uns auf den strengsten Standpunkt der Moralität, z. B. der Ehrlichkeit so ist schon der Verkehr mit den Dingen, alle die Glaubensartikel unseres gewöhnlichen Handelns unmoralisch (z. B. daß es Körper gebe.
Insgleichen, daß Mensch = Mensch sei zu glauben, an Stelle der Atomistik der Individuen.
Alles wird so zur Unredlichkeit. Und gesetzt, wir erkennen, das Leben ist Unredlichkeit, also Unmoralität—so ist das Leben zu verneinen.
Ebenso die unbedingte Gerechtigkeit bringt zur Einsicht, daß Leben wesentlich ungerecht ist.
Consequenz der äußersten Moralität der Erkenntniß: Verlangen nach Vernichtung.
Aber nun kommt erlösend die Kritik der Moral und Moralität: sie bringt sich selber um.
Also: das Leben ist nicht zu verneinen, denn die Moral steht nicht über ihm, sie ist todt. Der Exceß der Moral hat ihren Gegensatz, das Böse, als nothwendig und nützlich bewiesen, und als Quelle des Guten.
Haben wir damit das Gute aufzugeben ? Nein, gerade nicht! Denn unsere Redlichkeit braucht nicht mehr so streng zu sein. Thatsächlich sind es die Guten nicht.