Juli-August 1882 1 [1-112]
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Was macht denn z. B. die Prostitution so schädlich, schleichend, ihrer selber unsicher? Nicht “das Böse an sich” in ihr, sondern die schlechte Meinung, mit der sie behandelt wird. Dies gegen die Statistiker. Man sollte den Guten nachrechnen, daß die gröbere und feinere Nachwirkung ihrer Urtheile das innere und äußere Elend der Menschen ausmacht. Und dann nehmen sie dieses Elend als Beweis dafür, daß sie Recht haben, als Beweis der Natur und Kraft! Das schlechte Gewissen vergiftet die Gesundheit.
Die Ehe als die erlaubte Form der Geschlechtsbefriedigung.
Der Krieg als die erlaubte Form des Nachbar-Mordes.
Die Schule als die erlaubte Form der Erziehung.
Justiz als die erlaubte Form der Rache.
Religion als die erlaubte Form des Erkenntnißtriebes.
Die Guten als die Pharisäer, die Bösen mit schlechtem Gewissen und unterdrückt lebend. Was ist denn Ausschweifung aller Art mehr als die Consequenz der Unbefriedigung so Vieler an den erlaubten Formen? Was ist das meiste Verbrecherthum anders als Unvermögen oder Unlust zur Heuchelei der “Guten”? Mangel an Erziehung der starken Triebe? Es giebt dafür nur Gegner und Verächter.