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November 1887 - März 1888 11 [101-200]
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(372) Die Herkunft des Ideals. Untersuchung des Bodens, auf dem es wächst.
| A. | Von den “aesthetischen” Zuständen ausgehn, wo die Welt voller runder, vollkommener gesehen wird — |
| das heidnische Ideal: darin die Selbstbejahung vorherrschend vom Buffo an | |
| — der höchste Typus: das klassische Ideal—als Ausdruck eines Wohlgerathenseins aller Hauptinstinkte |
| — darin wieder der höchste Stil: der große Stil Ausdruck des “Willens zur Macht” selbst (der am meisten gefürchtete Instinkt wagt sich zu bekennen) |
— man giebt ab —
| B. | Von Zuständen ausgehn, wo die Welt leerer, blässer, verdünnter gesehen wird, wo die “Vergeistigung” und Unsinnlichkeit den Rang des Vollkommnen einnimmt; wo am meisten das Brutale, Thierisch-Direkte, Nächste vermieden wird: der “Weise,” “der Engel” (priesterlich = jungfräulich = unwissend) Physiologische Charakteristik solcher “Idealisten”.. |
| das anämische Ideal: unter Umständen kann es das Ideal solcher Naturen sein, welche das erste, das heidnische darstellen (: so sieht Goethe in Spinoza seinen “Heiligen”) |
— man rechnet ab, man wählt —
| C. | Von Zuständen ausgehn, wo wir die Welt absurder, schlechter, ärmer, täuschender empfinden, als daß wir in ihr noch das Ideal vermuthen oder wünschen: die Projektion des Ideals in das Wider-Natürliche, Wider-Thatsächliche, Wider-Logische. Der Zustand dessen, der so urtheilt (—die “Verarmung” der Welt als Folge des Leidens: man nimmt, man giebt nicht mehr—) |
| : das widernatürliche Ideal |
— man negirt, man vernichtet —
(Das christliche Ideal ist ein Zwischengebilde zwischen dem zweiten und dritten, bald mit dieser, bald mit jener Gestalt überwiegend.)
die drei Ideale
| A. | Entweder eine | Verstärkung (heidnisch) | ï ï | |
| B. | oder eine | Verdünnung (anämisch) | ï ï | des Lebens |
| C. | oder eine | Verleugnung (widernatürlich) | ï ï |
| die “Vergöttlichung” gefühlt | in der höchsten Fülle |
| in der zartesten Auswahl | |
| in der Zerstörung und Verachtung des Lebens. |