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Ende 1870 - April 1871 7 [1-204]
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| Hebbel: |
| Gäbe es lauter Genie’s, ich würde mich gar nicht verwundern, |
| Aber ich staunte schon oft, daß es so wenige giebt. |
| Dennoch ist es natürlich! Wie viel ist Muskel im Menschen |
| Und wie wenig Gehirn! So auch am Menschengeschlecht. |
| [Vgl. Friedrich Hebbel, Verwunderung und Auflösung. In: Sämmtliche Werke. Bd. 8. Gedichte aus dem Nachlass. Epigramme. Mutter und Kind. Hamburg: Hoffmann & Campe, 1867:109. Gedichte. Stuttgart; Ausburg: Cotta, 1857:385.] |
| Machte der Künstler ein Bild und wüßte, es dauere ewig, |
| Aber ein einziger Zug, tief wie kein andrer, versteckt, |
| Werde von keinem erkannt der jetzigen und künftigen Menschen |
| Bis an’s Ende der Zeit, glaubt ihr, er ließe ihn weg? |
| [Vgl. Friedrich Hebbel, Gewisensfrage. In: Sämmtliche Werke. Bd. 8. Gedichte aus dem Nachlass. Epigramme. Mutter und Kind. Hamburg: Hoffmann & Campe, 1867:117. Gedichte. Stuttgart; Ausburg: Cotta, 1857:390.] |
| “Laß dich tadeln fürs Gute und laß dich loben fürs Schlechte: |
| Fällt dir eines zu schwer, schlage die Leier entzwei.” |
| In die wirkliche Welt sind viele mögliche andre |
| Eingesponnen, der Schlaf wickelt sie wieder heraus |
| Sei es der dunkle der Nacht, der alle Menschen bewältigt, |
| Sei es der helle des Tags, der nur den Dichter befällt, |
| Und so treten auch sie, damit das All sich erschöpfe, |
| Durch den menschlichen Geist in ein verflatterndes Sein. |