Herbst 1881 11 [101-200]
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Gehorsam Funktionsgefühl Schwächegefühl haben den Werth “des Unegoistischen” aufgebracht: namentlich als man die vollkommene Abhängigkeit von Einem Gotte glaubte. Verachtung gegen sich selber, aber einen Zweck dafür suchen, daß man doch thätig ist, nämlich sein muß: also um Gottes willen, und schließlich, als man an den Gott nicht mehr glaubte, um des Anderen willen: eine Einbildung, ein mächtiger Gedanke, der den Menschen das Dasein leichter machte. Auch unsere Zustände wollen Sklaverei, und das Individuum soll gehemmt werden—daher Cultur des Altruismus. In Wahrheit handelt man “unegoistisch,” weil es die Bedingung ist, unter der allein man noch fortexistirt d. h. man denkt an die Existenz des Anderen gewohnheitsmäßig eher als an die eigne (z. B. der Fürst an das Volk, die Mutter an das Kind) weil sonst der Fürst nicht als Fürst, die Mutter nicht als Mutter existiren könnte: sie—wollen die Erhaltung ihres Machtgefühls, wenn es auch die beständige Aufmerksamkeit und zahllose Selbstopferung zu Gunsten der Abhängigen fordert: oder, in anderen Fällen, zu Gunsten der Mächtigen, wenn unsere Existenz (Wohlgefühl, z.B. im Dienste eines Genie’s usw.) nur so behauptet wird.