Herbst 1881 11 [201-348]
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Der Egoism ist verketzert worden, von denen die ihn übten (Gemeinden Fürsten Parteiführern Religionsstiftern Philosophen wie Plato); sie brauchten die entgegengesetzte Gesinnung bei den Menschen, die ihnen Funktion leisten sollten.— Wo eine Zeit ein Volk eine Stadt hervorragt, ist es immer, daß der Egoismus derselben sich bewußt wird und kein Mittel mehr scheut (sich nicht mehr seiner selber schämt). Reichthum an Individuen ist Reichthum an solchen, die sich ihres Eigenen und Abweichenden nicht mehr schämen. Wenn ein Volk stolz wird und Gegner sucht, wächst es an Kraft und Güte.— Dagegen die Selbstlosigkeit verherrlichen! und zugeben, wie Kant, daß wahrscheinlich nie eine That derselben gethan worden sei! Also nur, um das entgegengesetzte Princip herabzusetzen, seinen Werth zu drücken, die Menschen kalt und verächtlich, folglich gedankenfaul gegen den Egoismus stimmen!— Denn bisher ist es der Mangel an feinem planmäßigen gedankenreichen Egoismus gewesen, was die Menschen im Ganzen auf einer so niedrigen Stufe erhält! Gleichheit gilt als verbindend und erstrebenswerth! Es spukt ein falscher Begriff von Eintracht und Frieden, als dem nützlichsten Zustande. In Wahrheit gehört überall ein starker Antagonismus hinein, in Ehe Freundschaft Staat Staatenbund Körperschaft gelehrten Vereinen Religion, damit etwas Rechtes wachse. Das Widerstreben ist die Form der Kraft—im Frieden wie im Kriege, folglich müssen verschiedene Kräfte und nicht gleiche dasein, denn diese würden sich das Gleichgewicht halten!