Herbst 1881 11 [201-348]
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Ist nicht die Existenz irgendwelcher Verschiedenheit und nicht völliger Kreisförmigkeit in der uns umgebenden Welt schon ein ausreichender Gegenbeweis gegen eine gleichmäßige Kreisform alles Bestehenden? Woher die Verschiedenheit innerhalb des Kreises? Woher die Zeitdauer dieser ablaufenden Verschiedenheit? Ist nicht alles viel zu mannichfaltig um aus Einem entstanden zu sein? Und sind nicht die vielen chemischen Gesetze und wieder organischen Arten und Gestalten unerklärbar aus Einem? Oder aus Zweien?— Gesetzt, es gäbe eine gleichmäßige “Contraktionsenergie” in allen Kraftcentren des Universums, so fragt sich, woher auch nur die geringste Verschiedenheit entstehen könnte? Dann müßte sich das All in zahllose völlig gleiche Ringe und Daseinskugeln lösen, und wir hätten zahllose völlig gleiche Welten neben einander. Ist dies nöthig für mich, anzunehmen? Zum ewigen Nacheinander gleicher Welten ein ewiges Nebeneinander? Aber die Vielheit und Unordnung in der bisher uns bekannten Welt widerspricht, es kann nicht eine solche universale Gleichartigkeit der Entwicklung gegeben haben, es müßte auch für unseren Theil ein gleichförmiges Kugelwesen ergeben haben! Sollte in der That die Entstehung von Qualitäten keine gesetzmäßige an sich sein? Sollte aus der “Kraft” Verschiedenes entstehen können? Beliebiges? Sollte die Gesetzmäßigkeit, welche wir sehen, uns täuschen? Nicht ein Urgesetz sein? Sollte die Vielartigkeit der Qualitäten auch in unserer Welt eine Folge der absoluten Entstehung beliebiger Eigenschaften sein? Nur daß sie in unserer Weltecke nicht mehr vorkommt? Oder eine Regel angenommen hat, die wir Ursache und Wirkung nennen, ohne daß sie dies ist (ein zur Regel gewordenes Belieben, z. B. Sauerstoff und Wasserstoff chemisch)??? Sollte diese Regel eben nur eine längere Laune sein? - - - [Vgl. Johann Gustav Vogt, Die Kraft. Eine real-monistische Weltanschauung. Buch 1: Die Kontraktionsenergie, die letztursächliche einheitliche mechanische Wirkungsform des Weltsubstrates. Leipzig: Haupt & Tischler, 1878:20f.]