April-Juni 1885 34 [1-100]
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NB. Bisher gehörten die meisten Künstler (eingerechnet die Historiker), selbst einige der größten, unter die Bedienten (sei es von Ständen oder Fürsten oder Frauen oder “Massen”), nicht zu reden von ihrer Abhängigkeit von Kirche und Moralgesetz. So hat Rubens die vornehme Welt seiner Zeit porträtirt, aber nach einem ihr vorschwebenden Geschmack, nicht nach seinem Maaß der Schönheit,—im Ganzen also wider seinen Geschmack. Darin war van Dyk vornehmer: welcher allen denen, die er malte, etwas von dem beilegte, was er selber bei sich am höchsten ehrte: er stieg nicht hinab, sondern zu sich herauf, wenn er “Wiedergab.”
Die sklavische Unterthänigkeit des Künstlers vor seinem Publikum (wie sie selbst Sebastian Bach in unsterblich beleidigenden Worten dem Widmungsschreiben seiner Hohen Messe anvertraut hat) ist aus der Musik heraus vielleicht schwerer zu erkennen, aber sie steckt um so tiefer und gründlicher darin. Man würde es nicht aushalten, mir zuzuhören, wenn ich hierüber meine Beobachtungen mittheilen wollte.