April-Juni 1885 34 [1-100]
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— Anti-Kant. [Vgl. Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft.]
“Vermögen, Instinkt, Vererbung, Gewohnheit” wer mit solchen Worten etwas zu erklären meint, muß heute bescheiden und überdies schlecht geschult sein. Aber am Ausgange des vorigen Jahrhunderts wüthete es. Galiani erklärte alles aus Gewohnheiten und Instinkten. [Vgl. Ferdinando Galiani, Lettres de l'Abbé Galiani à Madam d'Épinay, Voltaire, Diderot, Grimm, le Baron d'Holbach, Morellet, Suart, D'Alembert, Marmontel, la Vicomtesse de Belsunce, etc. Publiées d'après les Éditions originales augmentées des variantes, de nombreuses notes et d'un index avec notice biographique par Eugène Asse. Édition couronnée par l'Académie française. Tome 2. Paris: G. Charpentier, 1882:279f.] Hume erklärte den Causalitätssinn aus der Gewohnheit; Kant, mit großer Ruhe sagte: “es ist ein Vermögen.” [Vgl. Maximilian Drossbach, Ueber die scheinbaren und die wirklichen Ursachen des Geschehens in der Welt. Halle: Pfeffer, 1884:8f.] Alle Welt war glücklich, besonders als er auch noch ein moralisches Vermögen entdeckte. Hier lag der Zauber seiner Philosophie: die jungen Theologen des Tübinger Stifts giengen in die Büsche—alle suchten nach “Vermögen.” Und was fand man nicht Alles! Schelling taufte es “die intellektuale Anschauung,” ein Vermögen für’s “Übersinnliche.” Schopenhauer meinte an einem schon bereits genügend geschätzten Vermögen, am Willen, dasselbe gefunden zu haben und mehr, nämlich “das Ding an sich.” In England entstanden die Instinktivisten und Intuitionisten der Moral. Es war die alte Sache vom Glauben und Wissen, eine Art “formaler Glaube” welcher irgend einen Inhalt in Anspruch nahm. Die Geschichte geht wesentlich die Theologen an. Im Stillen wird Leibnitz wieder lebendig, und hinter Leibnitz—Plato. Die Begriffe als •<V:<0F4l usw. Diese skeptisch beginnende Bewegung ist in der That gegen die Scepsis gerichtet, sie hat einen Genuß in der Unterwerfung