April-Juni 1885 34 [1-100]
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NB. Das langsame Hervortreten und Emporkommen der mittleren und niederen Stände (eingerechnet der niederen Art Geist und Leib), welches schon vor der französischen Revolution reichlich präludirt und ohne Revolution ebenfalls seinen Weg vorwärts gemacht hätte, im Ganzen also das Übergewicht der Heerde über alle Hirten und Leithämmel, bringt mit sich
1) Verdüsterung des Geistes: Das Beieinander eines stoischen und frivolen Anscheins von Glück, wie es vornehmen Culturen eigen ist, nimmt ab: man läßt viel Leiden sehn und hören, welche man früher ertrug und verbarg.
2) die moralische Hypokrisie, eine Art, sich durch Moral auszeichnen zu wollen, aber durch die Heerden-Tugenden Mitleid Fürsorge Wohlthaten, welche nicht außer dem Heerden-Vermögen erkannt und gewürdigt zu werden [pflegen]
3) die wirkliche große Menge von Mitleiden und Mitfreude, das Wohlgefallen im großen Beieinander, wie es alle Heerden haben—“Gemeinsinn,” “Vaterland,” alles, wo das Individuum nicht in Betracht kam