Sommer 1886 - Herbst 1887 5 [1-110]
5 [14]
Die Entwicklung der Wissenschaft löst das “Bekannte” immer mehr in ein Unbekanntes auf: sie will aber gerade das Umgekehrte und geht von dem Instinkt aus, das Unbekannte auf das Bekannte zurückzuführen.
In summa bereitet die Wissenschaft eine souveräne Unwissenheit vor, ein Gefühl, daß “Erkennen” gar nicht vorkommt, daß es eine Art Hochmuth war, davon zu träumen, mehr noch, daß wir nicht den geringsten Begriff übrig behalten, um auch nur “Erkennen” als eine Möglichkeit gelten zu lassen—daß “Erkennen” selbst eine widerspruchsvolle Vorstellung ist. Wir übersetzen eine uralte Mythologie und Eitelkeit des Menschen in die harte Thatsache: so wenig Ding an sich, so wenig ist “Erkenntniß an sich” noch erlaubt als Begriff. Die Verführung durch “Zahl und Logik”
— — durch die “Gesetze”
“Weisheit” als Versuch über die perspektivischen Schätzungen (d.h. über den “Willen zur Macht”) hinweg zu kommen ein lebensfeindliches und auflösendes Princip, Symptom wie bei den Indern usw. Schwächung der Aneignungskraft.