Sommer 1886 - Herbst 1887 5 [1-110]
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Diesem mesquinen Zeitalter, mit dem ich mich nun einmal irgendwie abfinden muß, eine Probe davon zu geben, was Psychologie in großen Stile ist, hat eigentlich keinen Sinn;—wer käme mir auch nur mit dem Tausendstel von Leidenschaft und Leiden entgegen, um begreifen zu können, wo man zum Wissen um solche fremden und entscheidenden Dingen kommt? ...
Und was muß Einer Alles in sich erlebt haben, um mit seinen 25 Jahren die Geburt der Tragödie zu concipiren!
Ich habe mich nie beklagt über das Unbeschreibliche meiner Entbehrung: nie einen verwandten Laut zu hören, nie von gleichem Leiden und Wollen.
Ich selbst kenne in keiner Litteratur Bücher, welche diesen Reichthum an seelischen Erfahrungen hätten, und dies vom Größten bis zum Kleinsten und Raffinirtesten. Daß das außer mir im Grunde Niemand sieht und weiß, hängt an der Thatsache, daß ich verurtheilt bin, in einer Zeit zu leben, wo das Rhinozeros blüht, und noch dazu unter einem Volke, welchem in psychologischen Dingen überhaupt noch jede Vorschulung fehlt (ein Volk, das Schiller und Fichte ernst genommen hat!!). Wenn ich denke, daß solche M wie R sich im Grunde wie Hornvieh gegen mich benommen haben: was soll eigentlich