Frühjahr-Herbst 1873 27 [1-81]
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Er sieht nirgends, wo die Probleme liegen. Er nimmt das Christenthum, die Kunst immer in der niedrigsten demokratischen Verkümmerung und widerlegt dann. Er glaubt an die moderne Kultur—aber die antike war eine viel größere und doch ist das Christenthum darüber Herr geworden. Er ist kein Philosoph. Er ist ohne Stilgefühl. Er ist kein Künstler. Er ist ein Magister. Er zeigt den magisterhaften Typus der Bildung unsrer Bourgeoisie.
Das Bekenntniß ist eine Überschreitung seiner Grenze: der Gelehrte ist zu Grunde gegangen, dadurch daß er Philosoph scheinen wollte. Und doch ist nur ein magisterhaftes Wesen von Weltanschauung, unfrei, ärmlich, bornirt, entstanden.
Die Disposition der Schrift: zuletzt zwei Nischen zur Erbauung.
Er ist ein schlechter Stilist und ein unbedeutender Autor, dazu nicht auf seinem Felde. Übrigens ein Greis. Was sagt Goethe vom Système de la nature? [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Aus meinem Leben. Wahrheit und Dichtung. Dritter Theil. III, 11. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 22. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1857.]
p. 257 steht die lächerlich matte Abschwächung eines starken Wortes Proudhon’s. [Vgl. David Friedrich Strauss, Der alte und der neue Glaube. Ein Bekenntniss. Leipzig: Hirzel, 1872:257.]
Bei Strauß ist kein Zusammenhang, es sind Lappen. Sein Darwinismus und seine Ethik klaffen, der Erstere hätte eine Ethik des bellum omnium und der höheren Utilität und Macht erzeugen sollen. Der Artbegriff als Moralregulativ ist ganz unzureichend. Er meint den Idealbegriff. Wer aber soll diesen aufstellen, der die Ethik noch nicht hat? Denn der Idealbegriff ist erst aus der Ethik abzuziehn, also kann der Idealbegriff nicht für den Menschen der sittliche Maßstab sein.