Frühjahr-Herbst 1873 27 [1-81]
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Schwierigkeit ein guter Schriftsteller zu werden.
| 1) | Mangel des guten Redens und der Übung. Verderb des Geschmacks durch die öffentlichen Reden. | |
| 2) | Mangel an Übung in den Schulen im Schreiben und [an] Strenge der Methode. |
Trotzdem ist das Lob leicht zu erreichen. Bes[onders] unter Gelehrten. Sie sehen nicht nach den produktiven Zügen, sondern urtheilen nach dem Mangel des Anstößigen und einer gewissen schulmäßigen Annahme über Bilder, Lebendigkeit.
Lessing scheint gemäß dem theatralischen Lustspieldialog. Herder pastoral, Goethe Lust zu fabuliren, frauenhaft.
Der “Mangel des Anstößigen” ist aber in der Zeitungsatmosphäre immer seltener geworden: während das Gefühl für das Anstößige abnimmt. Es ist fast identisch mit Nüchternheit und Trockenheit, die beide schon jenen Mangel zu verbürgen scheinen. So schreiben, wie alle Welt schreibt, d. h. die Zeitungsschreiber, und diese nehmen das erste bequemste Wort.
Die Bilder sodann müssen modern sein, denn alle anderen gelten als dagewesen.
Das Didaktische macht sich Glauben durch lange Sätze, das Überredende Geistreiche durch kurze Sätze. ,
Wer schreibt einmal eine positive Sprachlehre des Allerweltsstils?— Der falsche Begriff von Eleganz! Woher?