Frühjahr-Herbst 1873 27 [1-81]
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Aus dem wilden Gebräu von Philosophie, Romantik und Experimentiren aller Art entstand zuletzt eine ungeheure Sicherheit im Vernichten und Verurtheilen, durch die fortwährende Übung—und dadurch wieder ein Zutrauen auf Seiten der Nichtproduzirenden zu ihrer eignen Kultur als einem Maßstabe. Worin bestand denn das Positive? In einem gewissen Behagen, das jenem praktischen Experimentiren entgegengesetzt war; Behagen am eignen Leben. Dazu fanden sich auch noch Talente, die dies verherrlichten, die idyllische Heimlichkeit des Deutschen, des Gelehrten usw. Diese Behaglichen suchten jetzt die Klassiker sich zuzulegen, und alles noch lebendig Produzirende hochmüthig abzuweisen; sie setzten sich in Ruhe und erfanden das Epigonenzeitalter. Otto Jahn und Mozart. Die neunte Symphonie und Strauß. Gervinus und Shakespeare. Historisch sollte alles Große begriffen werden. Alle lebendige Kraft zeigte sich auf dem historischen Gebiete, im Ablehnen und Zerstören. gegenwärtiger entarteter Triebe, z. B. der Orthodoxie. Religiöser Liberalismus war überall die Voraussetzung. Die historische Richtung machte allen Fanatismus unmöglich.
1) Sie verlangt keine Änderung, der Erziehung usw.
2) Sie giebt dem Gelehrten die Superiorität in Geschmackssachen.