Frühjahr-Herbst 1873 27 [1-81]
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Sie sagen uns, daß Sie alt sind. Nun sagt Lichtenberg: “ich glaube, daß man selbst bei abnehmendem Gedächtniß und sinkender Geisteskraft noch immer gut schreiben kann, wenn man nur nicht soviel auf den Augenblick ankommen läßt, sondern bei seinen Lektüren oder seinen Meditationen, immer wieder schreibt, zu künftigem Gebrauche. So sind gewiß alle großen Schriftsteller verfahren.”— Nein, Sie sind kein alter Mann, denn Sie lassen es auf den Augenblick ankommen!
“Das Populärmachen sollte immer so getrieben werden, daß man die Menschen damit heraufzöge. Wenn man sich herabläßt, so sollte man immer daran denken, auch die Menschen, zu denen man sich herabgelassen hat, ein wenig zu heben.”
“Die simple Schreibart ist schon deshalb zu empfehlen, weil kein rechtschaffner Mann an seinen Ausdrücken künstelt und klügelt.” “Ich mag immer den Mann mehr lieben, der so schreibt, wie es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.” “Es kommt so außerordentlich viel darauf an, wie etwas gesagt wird, daß ich glaube, die gemeinsten Dinge lassen sich so sagen, daß ein Andrer glauben müßte, der Teufel hätte es einem eingegeben.” [Vgl. Georg Christoph Lichtenberg, Georg Christoph Lichtenberg's Vermischte Schriften, mit dem Portrait, Facsimile und einer Ansicht des Geburtshauses des Verf. Bd. 1. Göttingen: Dieterich, 1867:284, 299, 306, 309f.]