Sommer-Herbst 1873 29 [101-232]
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Goethe: “Niemand hat das materielle Costüme mehr verachtet als er; er kennt recht gut das innere Menschen-Costüme, und hier gleichen sich Alle. Man sagt, er habe die Römer vortrefflich dargestellt; ich finde es nicht; es sind lauter eingefleischte Engländer, aber freilich Menschen sind es, Menschen von Grund aus, und denen passt wohl auch die römische Toga.” “Der Dichter lebt zur würdigen und wichtigen Zeit und stellt ihre Bildung, ja Verbildung mit grosser Heiterkeit uns dar.” — [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Shakespeare und kein Ende. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 35. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1858:370.]
— Nun frage ich, ob es auch nur möglich wäre, Römer als moderne Deutsche im Überrock und Litteraten- Beamten- oder Leutnantsmanieren vorzuführen. Es wäre eine Carikatur: woraus sich ergiebt, dass sie keine Menschen sind.
Dies gehört zum historischen Thema. Wir pflegen uns durch fremde Zeiten und Sitten zu drapiren: sobald wir die fremden Zeiten und Menschen mit uns drapiren wollten, machen wir sie zur läppischen Carikatur.