Herbst 1881 11 [1-100]
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Wir kennen a) die Motive der Handlung nicht; b) wir kennen die Handlung, die wir thun, nicht; c) wir wissen nicht, was daraus wird. Aber wir glauben von allen dreien das Gegentheil: das vermeintliche Motiv, die vermeintliche Handlung und die vermeintlichen Folgen gehören in die uns bekannte Geschichte des Menschen, sie wirken aber auch auf seine unbekannte Geschichte ein, als die jedesmalige Summe von drei Irrthümern.
In jedem Falle giebt es nicht Eine Handlung, die zu thun ist, sondern so viele als es Ideale des vollkommenen Menschen giebt. Nützlich, verderblich—ist kein “An-sich”; die Ideale sind Dichtungen auf mehr oder weniger geringe Kennt niß des Menschen.— Ich leugne die absolute Sittlichkeit, weil ich ein absolutes Ziel des Menschen nicht kenne. Man muß den gesunden Zustand kennen, um den krankhaften zu erkennen—aber Gesundheit selber ist eine Vorstellung, die nach dem Vorhandenen sich in uns erzeugt. Spencer p. 302. “Übergangszustände durchdrungen von dem auf Nichtanpassung beruhenden Elend”: sagt Spencer—und doch könnte gerade dies Elend das Nützlichste sein! [Vgl. Herbert Spencer, Die Thatsachen der Ethik. Autor. dt. Ausgabe nach der zweiten engl. Auflage übersetzt von Benjamin Vetter. Stuttgart: Schweizerbart, 1879:302.]