Herbst 1881 11 [1-100]
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Die Leidenschaft der Erkenntniß sieht sich als Zweck des Daseins—leugnet sie die Zwecke, so sieht sie sich als werthvollstes Ergebniß aller Zufälle. Wird sie die Werthe leugnen? sie kann nicht behaupten, der höchste Genuß zu sein? Aber nach ihm zu suchen? das genußfähigste Wesen auszubilden, als Mittel und Aufgabe dieser Leidenschaft? Die Sinne steigern und den Stolz und den Durst usw.
Einen Berg hinuntersteigen, die Gegend mit den Augen umarmen, eine ungestillte Begierde dabei. Die leidenschaftlich Liebenden, welche die Vereinigung nicht zu erreichen wissen (—bei Lucrez) [Vgl. Lucretius, Das Wesen der Dinge [De rerum naturae]. IV, 1058-1120. Von Titus Lukretius Karus. Metrisch übersetzt von Gustaf Bossart-Oerden. Berlin: Reimer, 1865:154-156.] Der Erkennende verlangt nach Vereinigung mit den Dingen und sieht sich abgeschieden—dies ist seine Leidenschaft. Entweder soll sich alles in Erkenntniß auflösen oder er löst sich in die Dinge auf—dies ist seine Tragödie (letzteres sein Tod und dessen Pathos. Ersteres sein Streben, alles zu Geist zu machen—: Genuß die Materie zu besiegen, zu verdunsten, zu vergewaltigen usw. Genuß der Atomistik der mathematischen Punkte. Gier!