Herbst 1881 11 [1-100]
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Wir können weder des Bösen noch der Leidenschaften entbehren—die vollständige Anpassung Aller an Alles und Jedes in sich (wie bei Spencer) ist ein Irrthum, es wäre die tiefste Verkümmerung.— Das schönste leiblich mächtigste Raubthier hat die stärksten Affekte: sein Haß und seine Gier in dieser Stärke werden für seine Gesundheit nöthig sein, und wenn befriedigt, diese so prachtvoll entwickeln. Selbst zum Erkennen brauche ich alle meine Triebe, die guten wie die bösen und wäre schnell am Ende, wenn ich nicht gegen die Dinge feindlich mißtrauisch grausam tückisch rachsüchtig und mich verstellend usw. sein wollte. Alle großen Menschen waren durch die Stärke ihrer Affekte groß. Auch die Gesundheit taugt nichts, wenn sie nicht großen Affekten gewachsen ist, ja sie nöthig hat. Große Affekte concentriren und halten die Kraft in Spannung. Gewiß sind sie oft Anlaß, daß man zu Grunde geht—aber dies ist kein Argument gegen ihre nützlichen Wirkungen im Großen.— Unsere Moralität will aber das Gegentheil, liebenswürdige und creditfähige Zahler und Borger.