Herbst 1881 11 [1-100]
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neue Praxis.
Den anderen Menschen zunächst wie ein Ding, einen Gegenstand der Erkenntniß ansehen, dem man Gerechtigkeit widerfahren lassen muß: die Redlichkeit verbietet, ihn zu verkennen, ja ihn unter irgend welchen Voraussetzungen zu behandeln, welche erdichtet und oberflächlich sind. Wohlthun ist dasselbe, wie eine Pflanze sich in’s Licht rücken, um sie besser zu sehen—auch Wehethun kann ein nöthiges Mittel sein, damit die Natur sich enthülle. Nicht Jeden als Menschen behandeln, sondern als so und so beschaffenen Menschen: erster Gesichtspunkt! Als etwas, das erkannt sein muß, bevor es so und so behandelt werden kann. Die Moral mit allgemeinen Vorschriften thut jedem Individuum Unrecht. Oder giebt es Mittel der Vorbereitung der Erkenntniß, die auf jedes Wesen zuerst anwendbar sind, als Vorstufe des Experimentes?— Wie wir mit den Dingen verkehren, um sie zu erkennen, so auch mit den lebenden Wesen, so mit uns.— Aber bevor wir die Erkenntniß haben oder nachdem wir einsehen, daß wir sie nicht uns verschaffen können, wie dann handeln? Und wie, wenn wir sie erkannt haben?— Als Kräfte für unsere Ziele sie verwenden—wie anders? So wie es die Menschen immer machten (auch wenn sie sich unterwarfen: sie förderten ihren Vortheil durch die Macht dessen, dem sie sich unterwarfen)— Unser Verkehr mit Menschen muß darauf aus sein, die vorhandenen Kräfte zu entdecken, die der Völker Stände usw.—dann diese Kräfte zum Vortheil unserer Ziele zu stellen (eventuell sie sich gegenseitig vernichten lassen, wenn dies noth thut).
Neu: die Redlichkeit leugnet den Menschen, sie will keine moralische allgemeine Praxis, sie leugnet gemeinsame Ziele. Die Menschheit ist die Machtmenge, um deren Benutzung und Richtung die Einzelnen conkurriren. Es ist ein Stück Herrschaft über die Natur: vor allem muß die Natur erkannt, dann gerichtet und benutzt werden.— Mein Ziel wäre wieder die Erkenntniß? eine Machtmenge in den Dienst der Er[kenntniß] stellen?