Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [1-100]
2 [34]
Ich habe Richard Wagner mehr geliebt und verehrt als irgend sonst Jemand; und hätte er nicht zuletzt den schlechten Geschmack—oder die traurige Nöthigung—gehabt, mit einer mir unmöglichen Qualität von “Geistern” gemeinsame Sache zu machen, mit seinen Anhängern, den Wagnerianern, so hätte ich keinen Grund gehabt, mich schon bei seinen Lebzeiten Lebewohl zu sagen: ihm, dem Tiefsten und Kühnsten, auch Verkanntesten aller Schwer-Zu erkennenden von heute, dem begegnet zu sein meiner Erkenntniß mehr als irgend eine andere Begegnung förderlich gewesen ist. Vorangestellt, was voran steht, daß seine Sache und meine Sache nicht verwechselt werden wollten, und daß es ein gutes Stück Selbst-Überwindung bedurfte, ehe ich dergestalt “Sein” und “Mein” mit gebührendem Schnitte zu trennen lernte. Daß ich über das außerordentliche Problem des Schauspielers zur Besinnung gekommen bin—ein Problem, das mir vielleicht ferner liegt als irgend ein andres, aus einem schwer aussprechbaren Grunde—daß ich den Schauspieler im Grunde jedes Künstlers entdeckte und wiedererkannte, das Typisch-Künstlerhafte, dazu bedurfte es der Berührung mit jenem [Manne]—und es scheint mir, daß ich von Beiden höher u[nd] schlimmer denke als ein früherer Philos[oph].— Die Verbesserung des Theaters geht mich wenig an, seine “Verkirchlichung” noch weniger; die eigentliche Wagnerische Musik gehört mir nicht genug zu—ich würde sie zu meinem Glücke und zu meiner Gesundheit entbehren können (quod erat demonstrandum et demonstratum). Was mir am fremdesten an ihm war, die Deutschthümelei und Halbkirchlichkeit seiner letzten Jahre — — —