Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [1-100]
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— Zur Vorrede.— Vielleicht eine Fortsetzung: der Künstler-Philosoph (bisher Wissenschaftlichkeit, Stellung zur Religion und Politik erwähnt): höherer Begriff der Kunst. Ob der Mensch sich so fern stellen kann von den anderen Menschen, um an ihnen zu gestalten? (Vorübungen: 1) der Sich-selbst-Gestaltende, der Einsiedler 2) der bisherige Künstler, als der kleine Vollender, an einem Stoffe (nein![)])
— dazu gehört die Rangfolge der höheren Menschen, welche dargestellt werden muß.
— Ein Capitel: Musik.— Zur Lehre vom “Rausche” (Aufzählung, z.B. Anbetung der petits faits)—Deutsche und französische und italienische Musik. (Unsere politisch niedrigsten Zeiten die fruchtbarsten:—)
Die Slaven?
— das kulturhistorische Ballet:—hat die Oper überwunden.
— ein Irrthum, daß das, was W[agner] geschaffen hat, eine Form sei,—es ist eine Formlosigkeit. Die Möglichkeit eines dramatischen Baus ist immer noch zu finden. Schauspieler-Musik und Musiker-Musik
— Rhythmisches. Der Ausdruck um jeden Preis.
— zu Ehren von “Carmen.”
— zu Ehren von H. Schütz (und “Liszt-Verein”— )
— hurenhafte Instrumentation
— zu Ehren Mendelssohn’s: ein Element Goethe darin, und nirgends sonst! ebenso wie ein andres Element Goethe in der Rahel zur Vollendung kam! ein drittes H. Heine
Zum Capitel “freier Geist.”— 1) Ich will ihn nicht “verherrlichen”: ein Wort zu Gunsten der gebundenen Geister.
2) die Lasterhaftigkeit des Intellekts: der Beweis aus der Lust ( “es macht mich glücklich, also ist es wahr”) Dabei die Eitelkeit zu unterstreichen in dem “mich.”
Zum Capitel “unsere Tugenden”: 3) neue Form der Moralität: Treue-Gelübde in Vereinen über das, was man lassen und thun will, ganz bestimmte Entsagung von Vielem. Proben, ob reif dazu. —
Zum Capitel “religiöses Genie.” 1) das Mysterium, die vorbildliche Geschichte einer Seele ( “Drama”—bedeutet?)
2) die Ausdeutbarkeit des Geschehens, der Glaube an den “Sinn” wird Dank der Religion festgehalten—
3) in wiefern die höhere Seele auf Unkosten der niederen wächst und gedeiht?
4) was widerlegt ist, ist die Moral des Christenthums als essentiell in den Welt-Seelegeschicken:—womit noch nicht der Wille beseitigt ist, sie hineinzubringen und herrschend zu machen.— Letzteres könnte zuletzt doch nur eine Don-Quixoterie sein:—aber dies wäre kein Grund, gering von ihr zu denken!
5) inwiefern das religiöse Genie eine Abart des künstlerischen ist:—die gestaltende Kraft.
6) inwiefern erst das Künstler-Gewissen die Freiheit vor “wahr” und “unwahr” giebt. Der unbedingte “Glaube” zu verwandeln in den unbedingten Willen — —
7) religiöse Litteratur, der Begriff “heiliges Buch.”
zu “unsere Tugenden.” Woran wir unsere Wissenschaftlichkeit auslassen können, das nehmen wir nicht mehr schwer und ernst: eine Art Immoralität.
Zum Capitel “Naturgeschichte der Moral.” Corruption, was ist das? Z.B. der natürl[ichen] kräftigen Mensch der in die Städte kommt. Z.B. der französ[ischen] Aristokraten, vor der französischen Revolution.
Zum Capitel “Mann und Weib.”
Der Sieg des Mannes über das Weib, überall wo die Cultur anhebt.
NB. magister liberalium artium et hilaritatum.
NB. ich habe irgend etwas bei den Hörnern gepackt—nur zweifle ich, ob es gerade ein Stier war —