April-Juni 1885 34 [101-272]
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NB. Die Deutschen, von denen ich hier nur rede, sind etwas Junges und Werdendes: ich trenne sie ab von den Deutschen der Reformation und des dr[eißigjährigen] Krieges und will nicht an der Geschichtsfälscherei Antheil haben, welche über diese Kluft hinwegspringt: wie als ob damals nichts geschehen wäre. Daß sich in dem 16. Jahrhundert etwas mit ihnen zugetragen hat, was dem Untergang einer früheren Rasse gleich kommt, wird sich schwerlich leugnen lassen: diese Erscheinung der Entmuthigung, der Feigheit, der Greisenhaftigkeit, des chinesischen Zopfes, im Bilde zu reden—das muß im Ganzen die Folge einer furchtbaren Blutverderbniß gewesen sein, hinzugerechnet, daß die männlichen Männer fort und fort in’s Ausland giengen und im Auslande starben oder verdarben. Andererseits hat damals eine unfreiwillige Mischung mit wenig verwandten Rassen stattgefunden: die Unzucht des Krieges war, nach allen Beschreibungen, über die Maaßen unheilvoll. Es gab wohl hier und da noch Reste einer stärkeren Rasse: z. B. ist der Musiker Händel, unser schönster Typus eines Mannes im Reiche der Kunst, ein Zeugniß davon: oder, um ein Weib zu nennen—Frau Professor Gottsched, welche mit Fug und Recht eine gute Zeit lang über die deutschen Professoren das Scepter geführt hat,—man sehe sich doch die Bilder von Beiden an! Manche Gegenden reinigten sich schneller und kamen zur Gesundheit im Ganzen zurück, z. B. Hannover Westphalen Holstein,—da sitzt auch heute noch eine brave bäuerliche und phlegmatische Rasse.— Am schlimmsten stand es wohl mit dem deutschen Adel: der war am tiefsten geschädigt. Was davon zu Hause blieb, litt am Alcoholismus, was hinaus gieng und zurückkam, an der Syphilis. Bis heute hat er in geistigen Dingen wenig mitgeredet; und selbst was Bismarck betrifft, so ist seine Urgroßmutter aus dem Leipziger Professorenstande. —