April-Juni 1885 34 [101-272]
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Das Muster einer vollständigen Fiction ist die Logik. Hier wird ein Denken erdichtet, wo ein Gedanke als Ursache eines anderen Gedankens gesetzt wird; alle Affekte, alles Fühlen und Wollen wird hinweg gedacht. Es kommt dergleichen in der Wirklichkeit nicht vor: diese ist unsäglich anders complicirt. Dadurch daß wir jene Fiction als Schema anlegen, also das thatsächliche Geschehen beim Denken gleichsam durch einen Simplificationsapparat filtriren: bringen wir es zu einer Zeichenschrift und Mittheilbarkeit und Merkbarkeit der logischen Vorgänge. Also: das geistige Geschehen zu betrachten, wie als ob es dem Schema jener regulativen Fiction entspräche: dies ist der Grundwille. Wo es “Gedächtniß” giebt, hat dieser Grundwille gewaltet.— In der Wirklichkeit giebt es kein logisches Denken, und kein Satz der Arithmetik und Geometrie kann aus ihr genommen sein, weil er gar nicht vorkommt.
Ich stehe anders zur Unwissenheit und Ungewißheit. Nicht, daß etwas unerkannt bleibt, ist mein Kummer; ich freue mich, daß es vielmehr eine Art von Erkenntniß geben kann und bewundere die Complicirtheit dieser Ermöglichung. Das Mittel ist: die Einführung vollständiger Fictionen als Schemata, nach denen wir uns das geistige Geschehen einfacher denken als es ist. Erfahrung ist nur möglich mit Hülf,- von Gedächtniß. Gedächtniß ist nur möglich vermöge einer Abkürzung eines geistigen Vorgangs zum Zeichen.
Die Zeichenschrift.
Erklärung: das ist der Ausdruck eines neuen Dinges vermittelst der Zeichen von schon bekannten Dingen.