November 1887 - März 1888 11 [1-100]
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(317) Emerson, viel aufgeklärter, vielfacher, raffinirter, glücklicher, ein Solcher, der instinktiv sich von Ambrosia nährt und das Unverdauliche in den Dingen zurückläßt. Carlyle, der ihn sehr liebte, sagte trotzdem von ihm “er giebt uns nicht genug zu beißen”: was mit Recht gesagt sein mag, aber keineswegs zu Ungunsten Emerson’s.
Carlyle, ein Mann der starken Worte und der excentrischen Attitüden, ein Rhetor aus Noth, den beständig das Verlangen nach einem starken Glauben agacirt und das Gefühl der Unfähigkeit dazu (—eben damit ein typischer Romantiker—) Das Verlangen nach einem starken Glauben ist nicht der Beweis eines starken Glaubens, vielmehr das Gegentheil: hat man ihn, so verräth sich das eben damit, daß man sich den Luxus der Skepsis und der frivolen Ungläubigkeit gönnen darf,—man ist eben reich genug dazu. Carlyle betäubt etwas in sich durch die Heftigkeit seiner Verehrung für Menschen des starken Glaubens und durch seine Wuth gegen alle weniger Einfältigen: diese beständige leidenschaftliche Unredlichkeit gegen sich, um moralisch zu reden, degoutirt mich an ihm. Daß die Engländer gerade an ihm seine Redlichkeit bewundern, das ist englisch; und, in Anbetracht, daß sie das Volk des vollkommenen cant sind, sogar billig und nicht nur begreiflich. Im Grunde ist Carlyle ein Atheist, der es nicht sein will. —