November 1887 - März 1888 11 [1-100]
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(348) Daß man den Thäter wieder in das Thun hineinnimmt, nachdem man ihn begrifflich aus ihm herausgezogen und damit das Thun entleert hat;
daß man das Etwas-thun, “das Ziel,” die “Absicht,” den “Zweck” wieder in das Thun zurücknimmt, nachdem man ihn künstlich aus ihm herausgezogen und damit das Thun entleert hat;
daß alle “Zwecke,” “Ziele,” “Sinne” nur Ausdrucksweisen und Metamorphosen des Einen Willens sind, der allem Geschehen inhärirt, der Wille zur Macht; daß Zwecke, Ziele, Absichten haben, wollen überhaupt soviel ist wie Stärker-werden-wollen, wachsen wollen, und dazu auch die Mittel wollen;
daß der allgemeinste und unterste Instinkt in allem Thun und Wollen eben deshalb der unerkannteste und verborgenste geblieben ist, weil in praxi wir immer seinem Gebote folgen, weil wir dies Gebot sind ... Alle Werthschätzungen sind nur Folgen und engere Perspektiven im Dienste dieses Einen Willens: das Werthschätzen selbst ist nur dieser Wille zur Macht; eine Kritik des Seins aus irgend einem dieser Werthe heraus ist etwas Widersinniges und Mißverständliches; gesetzt selbst, daß sich darin ein Untergangsprozeß einleitet, so steht dieser Prozeß noch im Dienste dieses Willens ...
Das Sein selbst abschätzen: aber das Abschätzen selbst ist dieses Sein noch—: und indem wir Nein sagen, so thun wir immer noch, was wir sind ... Man muß die Absurdität dieser daseinsrichtenden Gebärde einsehen; und sodann noch zu errathen suchen, was sich eigentlich damit begiebt. Es ist symptomatisch.