Frühjahr-Sommer 1888 16 [1-89]
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die Romantiker, welche alle, wie ihr deutscher Meister Friedrich Schlegel, in Gefahr sind (mit Goethe zu reden) “am Wiederkäuen sittlicher und religiöser Absurditäten zu ersticken”
das Schillersche an Wagner: er bringt “leidenschaftliche Beredsamkeit, Pracht der Worte, als Schwung edler Gesinnungen”—Legirung mit geringerem Metall
“Hätte Schiller länger gelebt, er wäre der Abgott der Zeitgenossen, auch derer, die in Iffland und Kotzebue, in Nikolai und Merkel ihr Fühlen und Denken wiederfanden, geworden und auch Ehren und Reichthümer wären ihm in Fülle zugeflossen.” Victor Hehn, G[edanken] ü[ber] G[oethe] p 109. [Vgl. Victor Hehn, Gedanken über Goethe. 1. Teil. Zweite verbesserte Auflage. Berlin: Gebrüder Borntraeger, 1888:109.]
“die durchgehende Herzlosigkeit” “die Nichtswürdigkeit oder Geringfügigkeit der Helden”—man denke Niebuhr, der sich in Hinsicht auf den Wilhelm Meister zu sagen erlaubt: “er ärgere sich an der Menagerie von zahmem Vieh”
in den vornehmen Kreisen war man darüber einig, daß, um mit Jakobi zu reden “ein unsauberer Geist darin herrsche”
Für was war Goethe Schiller dankbar? Daß ihn der Wilhelm Meister “hinriß und tief ergriff, ja mit dem Gefühl eigner Unzulänglichkeit schmerzlich erfüllte. So war ihm endlich, mitten aus dem feindlichen Lager heraus, ein Geist begegnet, der ihm bis auf diese Höhe nachsteigen konnte”.
an Körner 1796 “gegen Goethe bin und bleib’ ich eben ein poetischer Lump”.
Goethes Sternbild erblaßte in dem Maaße auch in Schillers Augen, in dem sein eigner Ruhm wuchs. Er wurde der Rival.
der typische Haß der Kranken gegen die Vollkommenen—z.B. Novalis gegen Wilhelm Meister, der das Buch odiös findet. “Mit Stroh und Läppchen ist der Garten der Poesie nachgemacht.” “Der Verstand darin ist wie ein naiver Teufel.” “Künstlerischer Atheismus ist der Geist des Buchs.”— Das zu einer Zeit, wo er für Tieck rasete, der damals gerade einen Schüler Jakob Böhmes abzugeben schien