Frühjahr-Sommer 1888 16 [1-89]
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Ich bin mitunter beinahe neugierig danach, zu hören, wie ich bin. Meinen eigenen Gewohnheiten liegt diese Frage auf eine absurde Weise fern
Mein typisches Erlebniß (—man hat dergleichen — — —
In meinem Leben giebt es wirklich Überraschungen: das kommt daher, daß [ich] nicht gern mit dem, was möglich sein könnte, beschäftigt bin: Beweis, wie sehr ich in Gedanken lebe ... Ein Zufall brachte mir das vor einigen Tagen zu Bewußtsein: in mir fehlt der Begriff “Zukunft”, ich sehe vorwärts wie über eine glatte Fläche: kein Wunsch, kein Wünschchen selbst, kein Pläne-machen, kein Anders-haben-wollen. Vielmehr bloß das, was von jenem heiligen Epicureer uns verboten ist: die Sorge für den nächsten Tag, für Morgen ... das ist mein einziger Kunstgriff: ich weiß heute, was morgen geschehen soll.
naufragium feci: bene navigavi, — — — [Spruch von Zenon dem Stoiker (vgl. Arthur Schopenhauer, Sämmtliche Werke. Hrsg. von Julius Frauenstädt. Bd. 5: Parerga und Paralipomena: Kleine philosophische Schriften, Bd. 1. Leipzig: Brockhaus, 1874:216; Diogenes Laertius: Lives of the Famous Philosophers).]