Frühjahr-Sommer 1888 16 [1-89]
16 [67]
Wagner’s Stil hat auch seine Jünger angesteckt: das Deutsch der Wagnerianer ist der verblümteste Unsinn, der seit dem Schellingschen geschrieben worden ist. Wagner selbst gehört als Stilist noch in jene Bewegung, gegen die Schopenhauer seinen Zorn ausgelassen hat:—und der Humor kommt auf die Spitze, wenn er sich als “Retter der deutschen Sprache” gegen die Juden aufspielt.— Um den Geschmack dieser Jünger zu zeichnen, gestatte ich mir ein einziges Beispiel. Der König von Bayern, der ein bekannter Päderast war, sagte einmal zu Wagner: also Sie mögen die Weiber auch nicht? sie sind so langweilig ... Nohl (der Verfasser eines in sechs Sprachen übersetzten “Leben Wagners”) findet diese Meinung “jugendlich umfangen” [Vgl. Musiker-Biographien. Fünfter Band. Wagner. Von Ludwig Nohl. Leipzig: Reclam, [1883]: 70; s. 20. Juni 1888 Brief an Heinrich Köselitz: "In der Bibliothek des Hôtels [Hotel Edelweiss, Sils-Maria] fand ich ein Leben Wagner's von Nohl [Karl Friedrich Ludwig Nohl (1831-1885)]: das in einem kostbaren Stil abgefaßt ist."]