Frühjahr-Sommer 1888 16 [1-89]
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Das Volk glaubt an apokryphe “Wahrheiten” —
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| [Vgl. Louis Jacolliot, Les Législateurs Religieux. Manou - Moïse - Mahomet: traditions religieuses comparées des lois de Manou, de la Bible, du Coran, du rituel Ègyptien, du Zend-Avesta des Parses et des traditions Finnoises. Paris: Lacroix, 1876:84, 85, 87, 95-97, 104.] |
Weiber, Gold, Edelsteine, Tugend, Reinheit, Wissenschaft, einen guten Rath, kurz Alles, was nützlich und schön ist, darf man nehmen, woher es auch kommt.
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Für seinen Respekt vor seiner Mutter wird der Jünger erst seine irdische Hülle los: für seinen Respekt vor seinem Vater wird er jene noch subtilere Gestalt los, die ihn in der Luft umkleidet; für seinen Respekt vor seinem Lehrer wird er noch leichter, noch reiner und steigt empor zu der Wohnung Brahma’s.
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Daß er niemals im Schweigen des Waldes, oder am Rande klarer Quellen oder in der tiefen, tiefen Mitternacht das Gebet vernachlässige, dessen unendlicher Inhalt inbegriffen ist in der Einsilbe “Om”
Nachdem sie ihre theologischen Studien absolvirt haben, dürfen die jungen Brahmanen, die jungen Xchatria und Vaysia in die Kategorie der Familienväter eintreten. Der “Zweimalgeborene” soll dann seinen Stab nehmen und sich auf die Suche machen nach einem Weib aus seiner Kaste, die durch ihre Qualitäten glänzt und den Vorschriften Genüge thut.
Er hüte sich vor der Verbindung mit einem Weibe aus einer Familie, die nicht ihre religiöse Pflicht erfüllt, oder in der die Zahl der Töchter größer ist als die der Söhne oder in der einzelne Glieder Difformitäten, oder Schwindsucht, Dyspepsie, Hämorrhoiden und dergleichen haben.
Er fliehe diese Familie, wie groß auch ihre Macht, ihr Name, ihr Reichthum sei.
Er suche eine Frau schön von Gestalt, deren Name sich angenehm ausspricht, mit dem Schritte eines jungen Elephanten, mit seidenweichem Haar, sanfter Stimme und kleinen regelmäßigen Zähnen; eine solche, deren Leib wie mit leichtem duvet bedeckt ist
Ein schönes Weib macht die Freude eines Hauses, hält die Liebe ihres Gatten fest und bringt ihm wohlgestaltete Kinder
Er hüte sich ein Mädchen zu heirathen, das keinen Bruder hat oder dessen Vater man nicht kennt.
Für einen Brahmanen, der sich mit einer Sudra (aus der Dienstboten-Rasse) verbindet und von ihr einen Sohn hat, giebt es auf Erden keine Art Sühnung.