August-September 1885 40 [1-70]
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Man soll die Naivetät des C nicht verschönern und zurechtrücken, wie es z. B. Spir thut.
“Das Bewußtsein ist sich selber unmittelbar gewiß: das Dasein des Denkens kann nicht geleugnet, noch bezweifelt werden, denn diese Leugnung oder dieser Zweifel sind eben selbst Zustände des Denkens oder des Bewußtseins, ihr eigenes Vorhandensein beweist also das, was sie in Abrede stellen, es benimmt ihnen folglich jede Bedeutung.” Spir 1, 26. “Es wird gedacht,” ergo giebt es etwas, nämlich “Denken.” War das der Sinn des Cartesius? Teichmüller p. 5 und 40 stehen Stellen. “Etwas, das sich selber unmittelbar gewiß ist” ist Unsinn. Gesetzt z. B., Gott dächte durch uns, und unsere Gedanken, sofern wir uns als Ursache fühlten, wären ein Schein, so wäre das Dasein der Gedanken nicht geleugnet oder bezweifelt, wohl aber das ergo sum. Sonst hätte er sagen müssen: ergo est.— Es giebt keine unmittelbaren Gewißheiten: cogito, ergo sum setzt voraus, daß man weiß, was “denken” ist und zweitens was “sein” ist: es wäre also, wenn das est (sum) wahr wäre, eine Gewißheit auf Grund zweier richtiger Urtheile, hinzugerechnet die Gewißheit, daß man ein Recht überhaupt zum Schlusse, zum ergo hat—also jedenfalls keine “unmittelbare” G. Nämlich: in cogito steckt nicht nur irgend ein Vorgang, welcher einfach anerkannt wird—dies ist Unsinn!—, sondern ein Urtheil, daß es der und der Vorgang ist, und wer z. B. nicht zwischen denken fühlen und wollen zu unterscheiden wüßte, könnte den Vorgang gar nicht constatiren. Und in sum oder est steckt immer noch eine solche begriffliche Ungenauigkeit, daß noch nicht einmal damit fit oder “es wird” abgelehnt ist. “Es geschieht da etwas,” könnte an Stelle von “da giebt es etwas, da existirt etwas, da ist etwas” gesetzt werden.