Frühjahr-Sommer 1883 7 [1-100]
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Mitleiden. Zunächst Nachbilden eines fremden Schmerzes. Darauf muß nun eine Reaktion erfolgen
entweder gewaltsames Sich-aus-dem-Sinne-schlagen, Davon-laufen (wie beim Anblick einer ekelhaften Wunde
oder positives Beseitigen und Vernichten des uns Wehethuenden, also mit Eingriff in die Sphäre des Leidenden, von ihm als Hülfe usw. interpretirt.
Über jedes Leiden sind wir empört, wenn es sinnlos ist, “unverdient” ist (unsre Gewohnheit zu tadeln und strafen wirkt hier als verletzter Trieb: das Bild des Leidenden ist ein Angriff auf die Grundlagen dieses Triebs) Wir reagiren gegen diese Empörung mit “Hülfe” usw.
Sodann:—wir schaudern, wir selber fühlen die Gefährlichkeit, Unsicherheit Plötzlichkeit des Unglücks “es ist unglaublich!”—unser Sinn für das Harmonische und Logische ist empört.
wo wir fühlen helfen zu können, erwacht unser Machtgefühl, daher der Pflichteifer, die Anspannung, der Heroismus bei dem Retten von Verunglückten; die Lust an einer Gelegenheit, tapfer zu sein usw.
Liebe, Zärtlichkeit sind nicht nothwendig dabei!