Frühjahr-Sommer 1883 7 [1-100]
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Praktische Consequenz. Umänderung der Charactere. Züchtung an Stelle des Moralisirens.
mit direkter Einwirkung auf den Organism zu arbeiten statt mit der indirekten der ethischen Zucht. Eine andere Leiblichkeit schafft sich dann schon eine andere Seele und Sitte. Also Umdrehen!
das plebejische Mißtrauen gegen die Affeckte bei Socrates: sie sind häßlich, wild—also zu unterdrücken—deshalb hat Epicur die Vornehmheit voraus, vor den Stoikern. Diese aber sind populärer verständlich.
Ebenso ist der christliche Heilige ein plebejisches Ideal.
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| [Vgl. Wilhelm Roux, Der Kampf der Theile im Organismus. Ein Beitrag zur Vervollständigung der mechanischen Zweckmässigkeitslehre. Leipzig: Engelmann, 1881:81, 83f.] |
Es entstehen Prozesse, wo der Reiz nothwendig wird, zum Lebensreiz wird: sonst tritt Schwinden und Verfall ein.
Es sind die höchsten Prozesse.
Alles dies geschieht ohne den Kampf der Individuen.
Das Auslesen im Kampf der Individuen wird diejenigen Eigenschaften zur dauernden Erhaltung auswählen, welche sich für das ganze Individuum nützlich erweisen.
Also: es müssen viele Arten Moral entstehen—der Kampf ihrer Träger und der Sieg bringt die Art Moral zu dauernder Erhaltung, welche dem Mächtigsten zum Leben nützlich und unentbehrlich ist.
Unzählige Ansätze zu moralischen Werthschätzungen müssen gemacht worden sein, je nach der Ausbildung einzelner starker Grundgefühle.
Absolute Forderung, daß die beste Moral mit den mächtigsten Individuen verbunden sein muß: wer sind diese?
Alle Staaten und Gemeinden sind etwas Niedrigeres als das Individuum, aber nothwendige Arten seiner Höherbildung.