Ende 1886 - Frühjahr 1887 7 [1-70]
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Gegen den Darwinismus.
— der Nutzen eines Organs erklärt nicht seine Entstehung, im Gegentheil!
— die längste Zeit, während deren eine Eigenschaft sich bildet, erhält sie das Individuum nicht und nützt ihm nicht, am wenigsten im Kampfe mit äußeren Umständen und Feinden
— was ist zuletzt “nützlich”? Man muß fragen “in Bezug worauf nützlich?” Z.B. was der Dauer des Individuums nützt, könnte seiner Stärke und Pracht ungünstig sein; was das Individuum erhält, könnte es zugleich festhalten und stille stellen in der Entwicklung. Andrerseits kann ein Mangel, eine Entartung vom höchsten Nutzen sein, insofern sie als stimulans anderer Organe wirkt. Ebenso kann eine Nothlage Existenzbedingung sein, insofern sie ein Individuum auf das Maaß herunterschraubt, bei dem es zusammenhält und sich nicht vergeudet.
— Das Individuum selbst als Kampf der Theile (um Nahrung, Raum usw.): seine Entwicklung geknüpft an ein Siegen, Vorherrschen einzelner Theile, an ein Verkümmern, “Organwerden” anderer Theile
— der Einfluß der “äußeren Umstände” ist bei D[arwin] ins Unsinnige überschätzt; das Wesentliche am Lebensprozeß ist gerade die ungeheure gestaltende, von Innen her formschaffende Gewalt, welche die “äußeren Umstände” ausnützt, ausbeutet ...
— daß die von Innen her gebildeten neuen Formen nicht auf einen Zweck hin geformt sind, aber daß im Kampf der Theile eine neue Form nicht lange ohne eine Beziehung zu einem partiellen Nutzen stehen wird, und dann dem Gebrauche nach sich immer vollkommener ausgestaltet
— wenn sich nur das erhalten hat, was sich dauernd als nützlich bewies, so in erster Reihe die schädigenden zerstörenden auflösenden Fähigkeiten, das Sinnlose, Zufällige, — — —