Ende 1886 - Frühjahr 1887 7 [1-70]
7 [65]
Wie plump ist jedes Mal der Erfolg und sein erbärmlicher Ausgangspunkt in Eins gerechnet! Selbst bei Künstlern: wie kann man vom Werk auf den Künstler zurückschließen! Homer—fühlt ihr nicht den Pessimisten und Überreizbaren, der um seiner Leiden willen jene Fülle von Vollendung der Olympier erdichtet! Die Theorien des Philosophen sind entweder die brutale Verallgemeinerung seiner Sensibilitäts-Erfahrung, oder das Mittel, wodurch er über diese Sensibilität Herr bleiben will,—Geistigkeit usw.
— Flucht vor ihr ins Geistig-Kalte, Formelhaft-Starre.
4.
Egoismus und sein Problem! Die christliche Verdüsterung in Larochefoucauld, welcher ihn überall herauszog und damit den Werth der Dinge und Tugenden vermindert glaubte! Dem entgegen suchte ich zunächst zu beweisen, daß es gar nichts anderes geben könne als Egoismus,—daß den Menschen, bei denen das ego schwach und dünn wird, auch die Kraft der großen Liebe schwach wird,—daß die Liebendsten vor allem es aus Stärke ihres ego sind,—daß Liebe ein Ausdruck von Egoismus ist usw. Die falsche Werthschätzung zielt in Wahrheit auf das Interesse 1) derer, denen genützt, geholfen wird, der Heerde 2) enthält [sie] einen pessimistischen Argwohn gegen den Grund des Lebens 3) möchte [sie] die prachtvollsten und wohlgerathensten Menschen verneinen; Furcht 4) will [sie] den Unterliegenden zum Rechte verhelfen gegen die Sieger 5) bringt sie eine universale Unehrlichkeit mit sich, und gerade bei den werthvollsten Menschen.
5.
Musik und ihre Gefährlichkeit,—ihre Schwelgerei, ihre Auferweckungskunst für christliche Zustände, vor allem für jene Mischung von versetzter Sinnlichkeit und Gebets-Brünstigkeit (Franc[iscus] von Assisi)—geht Hand in Hand mit der Unsauberkeit des Kopfes, und der Schwärmerei des Herzens; zerbricht den Willen, überreizt die Sensibilität, die Musiker sind geil.
NB. Ursachen (innere Zustände) aus denen die Kunst wächst: und, sehr verschieden davon, die Wirkung[en.]