Herbst 1887 9 [1-100]
9 [38]
(28) die Werthschätzung “ich glaube, daß das und das so ist” als Wesen der “Wahrheit”
in der Werthschätzung drücken sich Erhaltungs- und Wachsthums-Bedingungen aus
alle unsere Erkenntnißorgane und -Sinne sind nur entwickelt in Hinsicht auf Erhaltungs- und Wachsthums-Bedingungen
das Vertrauen zur Vernunft und ihren Kategorien, zur Dialektik, also die Werthschätzung der Logik beweist nur die durch Erfahrung bewiesene Nützlichkeit derselben für das Leben: nicht deren “Wahrheit.”
Daß eine Menge Glauben da sein muß, daß geurtheilt werden darf, daß der Zweifel in Hinsicht auf alle wesentlichen Werthe fehlt: —
das ist Voraussetzung alles Lebendigen und seines Lebens. Also daß etwas für wahr gehalten werden muß, ist nothwendig; nicht, daß etwas wahr ist.
“die wahre und die scheinbare Welt”—dieser Gegensatz wird von mir zurückgeführt auf Werthverhältnisse
wir haben unsere Erhaltungs-Bedingungen projicirt als Prädikate des Seins überhaupt
daß wir in unserem Glauben stabil sein müssen, um zu gedeihen, daraus haben wir gemacht, daß die “wahre” Welt keine wandelbare und werdende, sondern eine seiende ist.