Herbst 1887 9 [1-100]
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(66) Ich will auch die Asketik wieder vernatürlichen; an Stelle der Absicht auf Verneinung die Absicht auf Verstärkung; eine Gymnastik des Willens; eine Entbehrung und eingelegte Fastenzeiten jeder Art, auch im Geistigsten (Dîners chez Magny: lauter geistige Schlecker mit verdorbenem Magen); eine Casuistik der That in Bezug auf unsere Meinung die wir von unseren Kräften haben: ein Versuch mit Abenteuern und willkürlichen Gefahren.— Man sollte Prüfungen erfinden auch für die Stärke im Worthalten-können. [Vgl. Edmond and Jules Huot de Goncourt, Journal des Goncourt. Mémoires de la vie littéraire 1862-1865. Paris: Charpentier, 1887. Vgl. 10. November 1887 Brief an Heinrich Köselitz: "Der II. Band des 'Journal des Goncourts' ist erschienen: die interessanteste Novität. Er betrifft die Jahre 1862-65; in ihm sind die berühmten dîners chez Magny auf das Handgreiflichste beschrieben, jene Diners, welche zweimal monatlich die damalige geistreichste und skeptischste Bande der Pariser Geister zusammenbrachten (Saint-Beuve, Flaubert, Théophile Gautier, Taine, Renan, die Goncourts, Schérer, Gavarni, gelegentlich Turgenew u.s.w.). Exasperirter Pessimismus, Cynismus, Nihilismus, mit viel Ausgelassenheit und gutem Humor abwechselnd; ich selbst gehörte gar nicht übel hinein—ich kenne diese Herrn auswendig, so sehr daß ich sie eigentlich bereits satt habe. Man muß radikaler sein: im Grunde fehlt es bei Allen an der Hauptsache—'la force.'"]