Mai-Juli 1885 35 [1-84]
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Paete, non dolet! Paete, dieser Pessimismus thut nicht weh! Paete, Eduard beißt nicht! Paete, sieh mich an: bin ich nicht freundlich blau, ja sogar preußisch blau; Paete, in der That, ich lasse gar nichts zu wünschen übrig
Paete, non dolet! Paete, dieser Pessimismus thut nicht weh! Paete, deine Arria beißt nicht! Paete: Eduard ist voller Kenntniß behaglich, human, freundlich, sogar reichsfreundlich, sogar preußisch-blau, kurz Eduard ist ein Mädchen für Alles und sein Pessimismus läßt gar nichts zu wünschen übrig
Ich war damals im Irrthum: ich meinte E[duard] v[on] H[artmann] sei ein feiner überlegener Kopf und Spaaßvogel, der sich über die pessimistische Verlegenheit des Zeitalters lustig mache; ich fand die Erfindung seines “Unbewußten” so boshaft, so witzig, es schien mir eine rechte Mausefalle für die Trübseligen und Dummen des philosophischen Dilettantismus, wie er sich mehr und mehr über Deutschland ausbreitet. Nun aber bleibt man dabei, mich zu versichern, daß er es ernst meine: und man zwingt mich beinahe, daran zu glauben: sollte er aber damit aufhören, für mich erheiternd zu sein? Sollte ich aufhören müssen zu lachen, wenn diese Arria wieder und wieder ihrem Paetus zuredet, sich nicht vor dem Dolche, ich meine vor dem Hartmannschen Pessimismus, zu fürchten? Paete, ruft sie zärtlich, non dolet!