November 1887 - März 1888 11 [201-300]
11 [234]
Die Weiter-Entwicklung der Menschheit nach Baudelaires Vorstellung. Nicht daß wir dem wilden Zustande uns wieder näherten, etwa nach Art des désordre bouffon südamerikanischer Republiken, wo man, das Gewehr in der Hand, seine Nahrung sucht, zwischen den Trümmern unserer Civilisation. Das würde noch eine gewisse vitale Energie voraussetzen. Die Mechanik wird uns derart amerikanisirt, der Fortschritt wird die spiritualistische Partie dermaaßen in uns atrophiirt haben, daß Alles Verrückte, was geträumt worden ist von Socialisten, hinter der positiven Wirklichkeit zurück bleibt. Keine Religion, kein Eigenthum; selbst keine Revolution mehr. Nicht in politischen Institutionen wird sich der allgemeine Ruin zeigen (ou le progrès universel: es liegt wenig am Namen) Habe ich nöthig zu sagen, daß das Wenige von Politik, das übrig bleibt, se débattra péniblement dans les étreintes de l’animalité générale, und daß die politischen Gouvernants gezwungen sein werden, um sich aufrecht zu erhalten und ein Phantom von Ordnung zu schaffen, zu Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen qui feraient frissonner notre humanité actuelle, pourtant si endurcie! (Haarsträubend!) Dann wird der Sohn die Familie fliehen, mit 12 Jahren, émancipé par sa précocité gloutonne, um sich zu bereichern, um seinem infamen Vater Concurrenz zu machen, fondateur et actionnaire d’un journal, das Licht verbreitet usw.— Dann werden selbst die prostituirten eine unbarmherzige Weisheit sein, qui condamne tout, fors l’argent, tout, même les erreur des sens! Dann wird alles, das uns Tugend heißt, als etwas ungeheuer Lächerliches angesehen werden—Alles was nicht ardeur vers Plutus ist. Die Gerechtigkeit wird Bürger verbieten, welche nicht ihr Glück zu machen wissen usw.— avilissement —. [Vgl. Charles Baudelaire, Eugène Crépet (ed.), Oeuvres posthumes et correspondances inédites. Précédées d'une Étude biographique. Paris: Maison Quantin, 1887:89f.]
Was mich betrifft, der ich bisweilen das Lächerliche eines Propheten in mir fühle, ich weiß, daß ich niemals la charité d’un médecin darin finden werde. Verloren in dieser erbärmlichen Welt, coudoyé par les foules, bin ich wie ein müder Mensch, der rückwärts blickend nichts sieht, als désabusement et amertume in langen tiefen Jahren und vor sich einen Sturm, in dem es Nichts Neues giebt, weder Lehre, noch Schmerz. Le soir, où cet homme a volé à la destinée quelques heures de plaisir—den Abend, an dem dieser Mensch eine Stunde Vergnügen dem Schicksale abgestohlen hat—, bercé dans sa digestion, oublieux autant que possible du passé, content du présent et résigné à l’avenir, enivré de son sang-froid et de son dandysme, fier de n’être pas aussi bas, que ceux qui passent, il se dit, en contemplant la fumée de son cigare: “Que m’importe, où vont ces consciences?” — [Vgl. Charles Baudelaire, Eugène Crépet (ed.), Oeuvres posthumes et correspondances inédites. Précédées d'une Étude biographique. Paris: Maison Quantin, 1887:90f.]