November 1887 - März 1888 11 [201-300]
11 [290]
Der Sinn der Beschneidung ist eine Probe der Mannhaftigkeit ersten Ranges (ein Maturitäts-Zeugniß, bevor man heirathen darf): die Araber heißen sie “Schindung.” Die Scene findet im Freien statt: der Vater und die Freunde umstehen den Jüngling. Der tonsor zieht das Messer und entblößt, nachdem er die Vorhaut abgeschnitten hat, das Glied (Schamtheil) samt dem Bauch vom Nabel aufwärts bis zu den Hüften von aller Haut. Der Jüngling schwingt dabei mit der Rechten ein Messer über dem Rücken des tonsor und schreit “schneide ohne Furcht!” Wehe, wenn der tonsor zögert und seine Hand zittert! Der Vater aber tödtet seinen Sohn auf der Stelle, wenn er vor Schmerz schreit. Schließlich stimmt der Jüngling ein gloria Deo an und begiebt sich ins Zelt, wo er vor Schmerz auf den Boden niederfällt. Manche gehen an der ungeheuren Eiterung zu Grunde, von zehn bleiben meistens acht übrig: die haben kein pecten und ihren Bauch deckt eine bleiche Haut. (bei den ‘Asîr) [Vgl. Julius Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten. Heft 3. Reste arabischen Heidentumes. Berlin: Reimer, 1887:215f.]