November 1887 - März 1888 11 [201-300]
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Die Menschheit hat von Adam an bis jetzt sich in einem unnormalen Zustande befunden: Gott selbst hat seinen Sohn für die Schuld Adams hergegeben, um diesem unnormalen Zustande ein Ende zu machen: der natürliche Charakter des Lebens ist ein Fluch; Christus giebt dem, der an ihn glaubt, den Normal-zustand zurück: er macht ihn glücklich, müssig und unschuldig.— Aber die Erde hat nicht angefangen, fruchtbar zu sein ohne Arbeit; die Weiber gebären nicht ohne Schmerzen Kinder, die Krankheit hat nicht aufgehört: die Gläubigsten befinden sich hier so schlecht wie die Ungläubigsten. Nur daß der Mensch vom Tode und von der Sünde befreit ist, Behauptungen, die keine Controlle zulassen, das hat die Kirche um so bestimmter behauptet. “Er ist frei von Sünde”—nicht durch sein Thun, nicht durch einen rigorösen Kampf seinerseits, sondern durch die That der Erlösung freigekauft—folglich vollkommen, unschuldig, paradiesisch ...
Das wahre Leben nur ein Glaube (d.h. ein Selbstbetrug, ein Irrsinn) Das ganze ringende kämpfende voll Glanz und Finsterniß wirkliche Dasein nur ein schlechtes, falsches Dasein: von ihm erlöst werden ist die Aufgabe. [Vgl. Lev Nikolayevich Tolstoy. Ma religion. Paris: Fischbacher, 1885:
118-121.]